BSU: Auszubildender von Stahlplatten auf Oldendorff-Bulker zerquetscht
Veröffentlicht am 3. August 2023 um 15:02 Uhr von The Maritime Executive
Die Bundesstelle für Seeunfalluntersuchung (BSU) hat einen Zwischenbericht zum tödlichen Unfall an Bord des Massengutfrachters Peter Oldendorff im vergangenen Jahr in Mukran, Deutschland, veröffentlicht.
Am 3. August 2022 lag es für den Frachtbetrieb längsseits an einem Pier in Mukran. An diesem Morgen wurde ein angehender Schlosser damit beauftragt, für ein Projekt Stahlplattenmaterial auszuschneiden. Das 10 Fuß mal 4 Fuß große Stück Stahlplattenmaterial wurde zusammen mit einer Vielzahl anderer Platten unterschiedlicher Abmessungen auf der Seite in einer Ecke des Lenkgetrieberaums gestapelt. Die Platte, die er brauchte, wog etwa 660 Pfund, das Gewicht des anderen Materials im Stapel nicht eingerechnet. Alle wurden neben einem Geländer aufgestellt und mit einer stählernen Querstrebe aus Winkeleisen in aufrechter Position gesichert.
Zu Beginn der Aufgabe benötigte der Auszubildende – ein 33-jähriger Inder – Hilfe, um das Stück Stahlplatte sicher vom Stapel zu entfernen. Ihm wurde zugewiesen, seine Werkzeuge vorzubereiten und auf die Hilfe seiner Mannschaftskameraden zu warten. Allerdings waren alle Mitglieder der Decksmannschaft an diesem Morgen mit anderen Aufgaben beschäftigt.
Ungefähr nach 10.00 Uhr ging ein angehender Schiffsingenieur in den Steuerwerksraum und fand den Monteur von einem Stapel Platten zerquetscht vor. Der Oberkörper des Opfers war gegen ein angrenzendes Gestell gedrückt und es war bewusstlos. Der Ingenieur versuchte ihn zu befreien, schaffte es jedoch nicht, den riesigen Stapel Stahlplatten alleine hochzuheben. Er kehrte in den Maschinenkontrollraum zurück und ließ sich von drei Besatzungsmitgliedern zur Hilfe begleiten. Gemeinsam gelang es den vieren, das Opfer gegen 10:03 Uhr zu befreien. Sie begannen sofort mit der Wiederbelebung und lösten den Generalalarm aus, um die Besatzung zu alarmieren und Hilfe zu holen.
Eine Nachbildung der Unfallstelle (BSU)
Der Kapitän koordinierte die Reaktion und ließ die Besatzung eine Trage bringen. Die Besatzung trug das Opfer auf das Hauptdeck, wo sie weiterhin versuchte, es wiederzubeleben. Ein Notarzt traf um 10.18 Uhr ein und setzte die Bemühungen bis 10.30 Uhr fort, als der Praktikant noch am Unfallort für tot erklärt wurde. Er hatte nie wieder das Bewusstsein erlangt.
Die deutsche Wasserschutzpolizei benachrichtigte die BSU über den Unfall und die Behörde entsandte ein Ermittlerteam. Am nächsten Tag gingen sie an Bord des Schiffes und begannen, den Tatort zu untersuchen und die Besatzung zu befragen. Da es keine Zeugen gab, die den Tathergang schilderten, entschieden sich die Ermittler, den Unfall mithilfe einer Attrappe nachzubilden.
Das Team stellte fest, dass die Platten nach dem Entfernen des Winkeleisens, mit dem der Stapel befestigt war, leicht plötzlich und ohne weiteren Grund umfallen konnten. Das Opfer wäre zwischen den Platten und dem Gestell eingeklemmt gewesen und hätte kaum oder gar keine Chance zu entkommen. Die Kraft würde wahrscheinlich tödliche Verletzungen durch „massive Quetschungen“ verursachen.
Peter Oldendorff ist ein 2012 gebauter Massengutfrachter, der unter Liberia fährt. Bei den letzten beiden PSC-Inspektionen wurden Mängel des ISM-Codes und Probleme mit der mechanischen Ausrüstung festgestellt.